2007/09/29

Post Scriptum

Nur damit wir nach all den Berichten und lustigen Fotos nicht ganz aufhören dran zu denken, wo diese Stadt vor nichtmal 15 Jahren war... damit wir vielleicht eine mögliche Erklärung haben für Dinge, die wir hier nicht verstehen, und nicht vergessen, dass ein Sommer in Sarajevo nicht immer bloß ein Synonym für harmlose "Ferien mit Arbeit" war.
Und damit wir sehen, wieviel seitdem schon weitergegangen und besser geworden ist - auch wenn sich der Alltag hier nicht immer so ganz nach rasant-positivem Fortschritt anfühlt.






1) Das Parlamentsgebäude 1992 - vom Holiday Inn aus gesehen. (© Mikhail Evstafiev; taken from http://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Sarajevo)

2) Der bosnisch-serbische Cellist Vedran Smailović. Trotz der Bedrohung durch Scharfschützen spielte er häufig in der Ruine der Nationalbibliothek sowie auf Begräbnissen, um ein Zeichen gegen die Zerstörung seiner Stadt durch "sein Volk" zu setzen. (© Mikhail Evstafiev; taken from http://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Sarajevo)

3) und 4) Der am stärksten umkämpfte Stadtteil Grbavica; im ersten Bild auf der rechten Seite das Stadion, in dem ich letztes Wochenende Željo spielen gesehen habe. (public domain; taken from http://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Sarajevo)

5) Die heutigen UNITIC-Türme 1996 (© Ari Davidow; taken from http://www.ivritype.com/eeuro96/sarajevo/sarajevo.tour.html)

Is there a time for keeping a distance?

Hmm... Nachdem ich morgen um exakt 12:05 wieder abfliege, wäre hier wohl ein klassischer Resümee-Eintrag angebracht. Irgendwie bin ich aber akut nicht in der Stimmung für irgendwelche "Und die Moral von der Geschicht..."-Überlegungen.
Die letzten Tage bestanden aus einer nicht wirklich angenehmen Abschiednehmphase, vermischt mit Vorfreude auf daheim. Das Abschiednehmen von Sarajevo wurde soeben mit einem längeren Spaziergang durch die Stadt endgültig vollzogen; "Abschiednehmen von Menschen, Teil X" gibt's heute Abend mit der üblichen Runde bei Tim und Ben. Was nicht ganz leichtfällt, nachdem doch 2 oder 3 Leute dabei sind, mit denen ich mich in den letzten Monaten wirklich gut angefreundet habe. Irgendwie wär's einfacher gewesen, statt der unzähligen letzten Abendessen/Biere/Treffen einfach unbemerkt zu verschwinden...
Immerhin wurden natürlich reichlich potentielle Wiedersehen in den Raum gestellt - zumindest aber ein Besuch in Lilis neuerworbenem Orgienappartment (mit Jacuzzi!) in Foča samt Ausflug zur Brücke über die Drina in Višegrad, zu der ich's ja leider diesmal nicht geschafft hab, sollte aber in nicht allzu ferner Zukunft eventuell drinn sein. Und davor vielleicht Brüssel im Winter, hm?

Alles in allem war's ein guter Sommer - wenn auch definitiv der gefühlt kürzeste ever. Viel Neues gehört und gesehn, viele interessante Menschen getroffen und höchstwahrscheinlich auch was gelernt dabei. Bleibt zu hoffen, dass sich der Eindruck, dass es das in jeder Hinsicht mehr als wert war, in Zukunft bestätigt bzw. noch verstärkt.

Hier gibt's die letzten FOTOS (auffallend viele Leute beim/mit Essen diesmal, hehe)

Man sieht sich in Wien oder sonstwo... bis bald! :)

2007/09/26

Ramadan in Sarajevo








2007/09/25

Let's go get lost...

Hier gibt's noch einige Fotos vom letzten Wochenende...

Am Sonntag stand ein Ausflug nach Butmir mit Lili, Kjetil und Joshua am Programm - zuvor haben wir uns aber mit Lilis klapprigem altem Renault noch ziemlich ausgiebig im huegeligen Norden Sarajevos verfahren, nachdem der gscheite Norweger seinen fuer unseren Trip notwenigen Pass vergessen hatte. Irgendwann war die Fahrerin (welche ihren Fuehrerschein nach eigener Aussage fuer ca. 100$ in Armenien gekauft hat... Fahrstunden waren da halt bedauerlicherweise keine inkludiert) dann so entnervt von den winzig kleinen Gassen, welche immer im Kreis zu fuehren scheinen und manchmal unvermittelt im Nichts enden bzw. in eine steile, schmale Stiege uebergehen, dass Kjetil das Steuer uebernommen hat, um uns aus dem Chaos wieder rauszunavigieren...

Der Soundtrack waehrend der gesamten Fahrt war jedenfalls perfekt... ein definitiv absurder Widerspruch zwischen Iron Maiden, Guns N' Roses usw. und dem aengstlich-zoegerlichen Gekrieche um die unuebersichtlichen Ecken enger Gassen - mal wieder einer dieser grossartigen Momente, wo man das Gefuehl hat, unvermittelt in einem ganz persoenlichen Musikvideo gelandet zu sein. (Haben das andere Leute eigentlich auch? Dieses Soundtrack- oder Videoclip-Gefuehl manchmal? Oder is das meine private Ausgeburt des MTV Generation-Traumas? Hmm...)

In Butmir/Ilidža haben wir uns dann mit unserem nach wie vor unter haemmernden Baessen erzitternden Gefaehrt gleich nochmal gscheit verfahren... ca. 3 Stunden Zeitverlust, alles in allem, obwohl hier der Begriff "roadtripping" doch deutlich besser passt.
Danach ging's erstmal zum Tunnel-Museum; nachdem ich ja schon mal dort war, bin ich ein bissl rumspaziert, waehrend die anderen drinnen waren. Durch die Naehe zum Runway des Sarajevo Airport hatte ich sogar Gelegenheit, meine nie enden wollende kindliche Faszination und Begeisterung fuer Flughaefen und alles drum herum auszuleben, hui...

Der Hauptgrund fuer unseren Ausflug war allerdings der Besuch im NATO/EUFOR Camp in Butmir, bzw. genauer gesagt das von Lili dort versprochene Schlaraffenland aus echten Irish Pubs, guten Restaurants und steuerfreien Shops aller beteiligten Nationen (+ in Joshuas Fall: sexy Soldatinnen aus aller Herren Laender ;))
Ausser Joshua is dann auch tatsaechlich niemand enttaeuscht worden; ich hab unter anderem einen Rucksack gekauft, um meine ganzen im Lauf dieser 3 Monate erworbenen Schaetze auch heimtransportieren zu koennen. (ich will garnicht wissen, was mir Alitalia pro kg Uebergepaeck verrechnen wird, aaaahhhh). Ausserdem wurden trashige US-Hochglanzmagazine zum unpackbar billigen "Normalpreis" (ohne den in Europa ueblichen ca. 500% Aufschlag), Buecher, Big Red Zimtkaugummi, Erdnussbutter (die hat Joshua sogar ueber den eklatanten Mangel an Soldatinnen ohne Damenbart hinweggetroestet), Sonnenbrillen, pseudolustige Postkarten und anderer eigentlich unnoetiger Krempel gekauft... toll war das!

Ansonsten geht's jetzt wirklich an's Abschiednehmen hier... In der Arbeit is es grad ein bissl stressig (immerhin aber offensichtlich nicht so stressig, dass ich nicht mehr zum bloggen kaeme, hehe), weil mein Report ja bis Freitag fertig werden soll und sich der "Begutachtungsprozess" + Rueckgabe an mich samt Aenderungswuenschen auf Grund der vielen involvierten Beteiligten immer ewig hinzieht.
Morgen Abend gibts ein kleines Abschiedsessen fuer Kjetil und mich mit einigen Kollegen (gediiiiiiegen!!) und am Freitag dann unsere richtige Abschiedsparty mit ca. 20 Leuten in der Pivnica und wohin auch immer uns der Abend halt im weiteren Verlauf noch fuehrt... Samstag sollte dann wohl die Wohnung geputzt werden, nachdem eine Bekannte von mir, die "mein" Zuhause fuer Oktober mietet, am Sa.Abend einziehen wird.

2007/09/24

Premijer Liga #2

FK Željezničar : NK Jedinstvo Bihać (22/09/07)

Sozusagen in letzter Minute jetzt also endlich mein Ausflug nach Grbavica. Und es hat sich herausgestellt, dass ich seit Saisonbeginn vermutlich zwei grossartige Heimspiele Željezničars verpasst habe - wer sich wie letzte Woche einen Samstagnachmittag voll sonnengeblendeter Langeweile am Spielfeld und drumherum erwartet hat, lag diesmal definitiv falsch.
Dass Željo die Gaeste aus Bihać auch noch ohne viel Muehe mit 6:0 abfertigte, hat die Anwesenden zwar offensichtlich gefreut - es schien aber klar, dass auch ein umgekehrtes Spielergebnis nichts am Einsatz der Fans geaendert haette. Wie Mirza, Ultra Corps-Mitglied und seit seinem 5. Lebensjahr Željezničar-Fan, es ausgedrueckt hat: "They are one thing, down on the pitch - but we, we are the second thing!" Dieses Selbstverstaendnis der blau-weissen Fans (das ja nicht zuletzt angesichts der diesbezueglich doch etwas enttaeuschenden letzten Erfahrungen in Koševo durchaus nicht ueberall gleichermassen verbreitet ist) aeusserte sich dementsprechend auch in 90 Minuten durchgehender Gesaenge und Sprechchoere, sowie generell auffallend guter Stimmung nicht nur auf der etwas baufaelligen Suedtribuene, wo ich zwischen den Anhaengern diverser Fangruppierungen meinen Platz gefunden habe.

Die angesichts dieser Manifestation von Interesse seitens weiblicher Nicht-Bosnier offenbar gleichermassen erstaunten wie positiv ueberraschten Umstehenden zeigen sich erwartungsgemaess sehr zufrieden mit meiner - voellig ohne irgendwelche hoeflichkeitsbedingten Halbwahrheiten auskommenden - Antwort auf die Frage nach meinem ersten Eindruck ihres Klubs und natuerlich vor allem der Fans.

Jetzt tut's mir noch mehr leid, dass ich das Derby gegen Sarajevo am 06.10. so knapp verpasse... besonders, da die groesste Supportergruppe The Maniacs bei diesem Spiel ihr 20jaehriges Bestehen feiern wird - auf welcher Seite ich stehen wuerde, waere aber spaetestens seit Samstag ohnehin klar gewesen.

-> FOTOS

ausserdem gibt's trotz anhaltender technischer Schwierigkeiten mal wieder ein Video...

2007/09/22

fast and furious

Nur ganz kurz, nachdem ich noch einen mittelgroßen einkaufstechnischen Rundumschlag zu tätigen habe (Gescheeeenkeeee - großteils aber eh für mich selber, hehe) bevor ich um 15:30 endlich Željezničar (gegen Jedinstvo Bihać) spielen sehe...

1) FOTOS der letzten Woche

2) ca. 3 1/2 FOTOS vom Spiel Sarajevo : Basel... lohnt sich aber kaum, da wirklich nicht viele und chronisch unterbelichtet, bedauerlicherweise

schönes Wochenende allerseits... :)

2007/09/19

Косово // Kosova

Der heutigen Ausgabe des Independent zufolge zieht die Internationale Gemeinschaft ihre Unterstuetzung fuer die Unabhaengigkeit des Kosovo einen weiteren Schritt zurueck. Mit Verweis auf den deutschen Botschafter in London und Vertreter der EU in den Statusverhandlungen, Wolfgang Ischinger, wird festgehalten, dass "Kosovo is no longer being offered internationally-supervised independence from Serbia", was ich grundsaetzlich gar nicht so schlecht finde.
Auch wenn man die zum ueberwiegenden Teil historisch begruendeten Ansprueche Serbiens auf das Gebiet des Kosovo als Schauplatz der Schlacht am Amselfeld (1389), einem der grossen serbischen Gruendungsmythen, ausser Acht laesst, stellt sich doch die Frage nach Sinn und Vorteil einer staendig weiter fortschreitenden Zersplitterung der Region in immer kleinere und nicht mal mehr ansatzweise selbststaendig "ueberlebensfaehige" Einheiten. Der Kosovo als wirtschaftlich schwaechste und unterentwickeltste Region Jugoslawiens verfuegt heute noch weniger ueber die oekonomischen Moeglichkeiten, sich irgendwann in den naechsten Jahren selbst zu erhalten. Der kosovo-albanische Anspruch, nach der Repression durch das Milošević-Regime nicht mehr zu einem serbischen Staat gehoeren zu wollen/koennen, kann derartige praktische Ueberlegungen doch wohl kaum aufwiegen? [Ok, hier kommt mir vermutlich mein ueberwiegendes generelles Unverstaendnis fuer derartige Bestrebungen, sowie meine unerklaerliche Antipathie gegen Albaner in die Quere - beides fuer die Einschaetzung der Situation laestige Hindernisse, deren ich mir durchaus bewusst bin, und die ich trotzdem nie ganz aus dem Kopf bekomme.]

Letzten Endes laeuft im Kosovo jedenfalls alles auf die Errichtung eines weiteren "Protektorats" (bin das uebrigens nur ich, die durch diesen Begriff immer an zweifelhaftes Kolonialismus-Neusprech aus der duestersten "white man's burden"-Ecke erinnert wird?) der Internationalen Gemeinschaft hinaus. Im Gegensatz zu BiH - welches der ehemalige High Representative Christian Schwarz-Schilling uebrigens im Rahmen eines Vortrags in Wien im Oktober 2006 herzhaft lachend als die "letzte absolutistische Monarchie Europas mit mir als Alleinherrscher" bezeichnet hat - besteht im Fall des Kosovo jedoch nicht die Aussicht, in absehbarer Zeit wirkliche Eigenverantwortung zu uebernehmen oder ohne finanzielle Hilfe aus dem Ausland auszukommen.
Die Internationale Gemeinschaft sah bisher "internationally supervised independence" als beste Loesung - das scheint nun erstmal vom Tisch zu sein. Ischinger: "I would say that we will try to reach a status solution which will provide for an internationally-supervised status for Kosovo. I would leave open independence. I would rather talk about a strong supervised status." (1) Waehrend diese Einschraenkung zum Grossteil durch die Weigerung Serbiens bzw. Russlands, Unabhaengigkeit fuer den Kosovo als Verhandlungsoption in Erwaegung zu ziehen, bedingt wird, stellt ein Kosovo, in dem man voellig ungehindert ein und aus gehen kann, natuerlich auch einen wunderbaren Ausgangspunkt fuer diverse Abenteuer weiter im Osten dar - hier ganz vorne dabei wenig ueberraschend die USA, denen von den diesbezueglichen "ueblichen Verdaechtigen" eine Reihe von mehr oder weniger glaubwuerdigen Schweinereien und eigennuetzigen Plaenen unterstellt wird. Unbestreitbar bleibt allerdings, dass ein weiterer, langfristiger "Stuetzpunkt" am Westbalkan wohl keinem der involvierten Staaten gaenzlich ungelegen kaeme.

Gleichzeitig ist aber natuerlich klar, dass diese Entwicklung die albanische Mehrheit im Kosovo nicht grade erfreuen wird. Diese betrachtet das Angebot Belgrads einer weitgehenden Autonomie fuer den Kosovo (nominell weiterhin Teil Serbiens, jedoch mit nahezu uneingeschraenkter Selbstverwaltung) als unannehmbar. Weiters wurde schon vor einigen Wochen angekuendigt, im Fall eines Stagnierens der Statusverhandlungen am 28. November 2007 unilateral die Unabhaengigkeit erklaeren zu wollen. Somit muss ein unruhiger und moeglicherweise gewalttaetiger Winter in der umstrittenen serbischen Provinz erwartet werden.

Darueber hinaus wird von manchen Seiten eine durch eine eventuelle Unabhaengigkeit des Kosovo ausgeloeste "Kettenreaktion" in diversen Regionen Europas befuerchtet (dies ist auch der offizielle Vorbehalt Russlands gegen die albanischen Unabhaengigkeitsbestrebungen, sowie ein durch Serbien gerne angefuehrtes Argument). Eines der geographisch naechstgelegenen betroffenen Gebiete waere zweifellos die Republika Srpska, wobei sich bosnisch-serbische Politiker allerdings derzeit durchaus konstruktiv und vernuenftig geben, so etwa der (grundsaetzlich durchaus nicht fuer seine Konstruktivitaet und Vernunft bekannte) Premierminister der RS, Milorad Dodik, welcher in einem Interview mit Nezavisne Novine vom 13.09.2007 erneut dezitiert festhielt, dass der Ausgang der Statusverhandlungen im Kosovo auf den Status der RS keinerlei Einfluss haben solle oder wuerde:

NN: "Very often the final solution of the status of Kosovo is linked to the status of the Republika Srpska. Do you think that there is a direct link between the status of Kosovo and the status of RS?"
DODIK: "Of course not. The status of Kosovo is a matter of agreement between Belgrade and Priština and an internal matter of Serbia. We will, of course, respect any agreement reached at the negotiating table, as well as all decisions made by the Security Council. I am convinced that a solution will be reached through negotiations between Belgrade and Priština which will not have an influence on political and general developments in BiH."

Klingt ganz gut - bleibt zu hoffen, dass Mr. Dodik sich daran auch in ein paar Monaten noch erinnert.
Zumindest derzeit ist die RS eindeutig mehr mit der konkreten Ausgestaltung ihrer Rolle innerhalb Bosnien und Herzegovinas, sowie mit der Verteidigung ihrer Eigenstaendigkeit in diversen Bereichen (darunter v.a. in Bezug auf die durch die EU als zwingende Voraussetzung fuer den Abschluss eines SAA betrachtete Polizeireform) beschaeftigt, als mit irgendwelchen Abspaltungsplaenen.

2007/09/16

Neum-Nachschlag




[alle: © UH]

Premijer Liga #1

FK Sarajevo : NK Široki Brijeg (15/09/07)

Und wieder einmal raufgepilgert ins Olympiastadion Asim Ferhatović-Hase - diesmal, um den ersten Teil meines Vorsatzes, jeden der beiden Fußballclubs Sarajevos zumindest einmal in einem Ligaspiel zu sehen, wahr zu machen. Statt der bereits bekannten Tribine Istok ging's zur Abwechslung in die (vermeintliche) Spassecke: die Nordkurve, Heimat der Horde Zla. Bedauerlicherweise wollte allerdings dieses Mal sowohl am Spielfeld, als auch auf den Rängen keine wirkliche Stimmung aufkommen: Das erste Tor durch Sarajevo wurde bereits in der 8. Minute erzielt (alle Zeitangaben müssen übrigens als geschätzte Richtwerte verstanden werden, da die Stadionuhr - nachdem sie mind. 25 Jahre und einen Krieg überstanden hat - irgendwann seit dem Spiel BiH : CRO endgültig den Geist aufgegeben hat und wie üblich keinerlei Information durch den Stadionsprecher erfolgte), danach bestand die erste Hälfte überwiegend aus lust- und antriebslosem Herumgekicke am Rasen und ebenso unbeteiligtem halbherzigem Gegröhle um uns herum.
Nach der Pause ging's eigentlich ganz in diesem Stil weiter - allerdings verfiel die Horde Zla-Meute nun überhaupt in dumpf-brütendes Schweigen, welches nur durch zunehmendes Gemurre über mehrere vergebene Chancen Sarajevos, sowie einige Patzer des Schiedsrichters zweitweise gebrochen wurde. Die zwei Tore durch Široki in der 60. und 67. Minute trugen dann wenig überraschend auch nicht gerade dazu bei, die Stimmung wieder anzuheben. Wenige Minuten vor dem Schlusspfiff, den sich Spieler, Schiedsrichter und die sonnengeblendeten "Massen" auf den Rängen (meiner sehr unzuverlässigen Schätzung zufolge vielleicht 2500 Sarajevo-Fans; gezählte Široki-Supporter: Ø) gleichermassen herbeizusehen schienen, gelang Sarajevo dann noch der Ausgleich zum 2:2. Dieser schien beide Teams doch einigermassen zu beflügeln - die letzten 5 Minuten kamen tatsächlich an das heran, was man sich von einem Spiel zwischen dem bosnisch-herzegovinischen Meister und dem Cupsieger der letzten Saison erwartet hätte.

Bleibt zu hoffen, dass Teil 2 meines Premijer Liga-Plans nächste Woche (FK Željezničar : NK Jedinstvo Bihać) etwas sehenswerter wird - bis auf die nette Sommerbräune, die ich mir gestern Nachmittag geholt habe, war das Spiel ja kaum die bezahlten 3KM wert.

(noch ein paar Fotos von gestern gibt's hier)

Außerdem:

1) Der Eintrag vom letzten Mal wurde durch die versprochenen Videos ergänzt. ;)

2) Heute in zwei Wochen flieg ich schon wieder heim - is das nicht unpackbar?! Hab mich gestern beim Herumspazieren erstmals dabei ertappt, dass ich mich von irgendwelchen Plätzen verabschiede, so auf "hmm, naja... vielleicht das letzte Mal, dass ich hier stehe/entlanggehe/runterschaue". Das is garnicht schön, irgendwie, obwohl ich mich doch auf Wien freue...

2007/09/13

Everybody's been there and I don't mean on vacation...

Soso, Neum also... Wie der zu unserer Konferenz eingeladene Menschenrechtsexperte Michael O’Flaherty, welcher in den 90ern selbst einige Zeit in BiH aktiv war, sehr treffend bemerkt hat, nicht gerade ein Ort, von dem man erwartet, dass man sich da noch jemals wieder hinverirren wird. Etwa 11km bosnische Küstenlinie, zugebaut mit betonklotzartigen Hotelmonstern aus den in architektonischer Hinsicht definitiv eher grausamen späten 70ern... Theoretisch ist das Bosnien und Herzegovina - praktisch fühlt man sich aber nach Kroatien versetzt. Zumindest war das mein Eindruck - der unter anderem dadurch verstärkt wurde, dass mir in der Hotelbar die TV-Übertragung des EM-Qualifikationsspiels BiH vs. Moldawien verweigert wurde (nachdem ich einigermassen gestresst vom Abendessen zum Hotel zurück gehetzt war, um wenigstens noch die 2. Halbzeit zu sehn, tsss) und das, obwohl der ältliche, mürrische Kellner und ich die einzigen Leute in der Bar waren. Ein wunderbares Beispiel auch für das Selbstverständnis von Menschen in Dienstleistungsberufen aller Art in diesem Land, hehe... CRO vs. Andorra wurde hingegen in einigen Lokalen gezeigt, wie ich im Vorbeigehn bemerkt habe. Nach dem unerwarteten 0:1 war's das jetzt auch mit dem bosnischen EM-Traum... schade!
Ansonsten aber vier durchaus tolle Tage - auch wenn der lang herbeigesehnte freie Nachmittag am Meer natürlich verregnet und der darauffolgende, mit Konferenzen und Arbeitsgruppen verbrachte Murphy's Law folgend wenig überraschend strahlend schön war. Trotzdem: Die Anreise von Sarajevo durch die Hercegovina bis an's Meer war landschaftlich unglaublich toll und ich habe in den paar Tagen viel Neues gehört und interessante Kollegen (besser) kennen gelernt. Sowohl in beruflicher, als auch privater Hinsicht, hehe...

Diesmal gibt's nicht nur viiiiiele FOTOS, sondern auch ein paar Videos. [edit: da hab ich aufgrund technischer Schwierigkeiten bzw. akuter Unfähigkeit meinerseits wohl erstmal zuviel versprochen... Werden aber noch diese Woche nachgeliefert, hoffentlich]

update: There we go - die angekündigten (künstlerisch äußerst wertvollen) Videos vom Di.Abend in Neum. Angefangen hat das Ganze mit einer kurzen Aufnahme unseres sehr betrunkenen und dementsprechend akut singfreudigen US-Amerikaners, der durch Lili aufgestachelt wurde, für uns seine Nationalhymne darzubieten. Obwohl dies in einer ziemlich gutbesuchten Bar am späten Nachmittag stattfand, wurden wir weiterhin durch alle Anwesenden (inkl. Kellner, bedauerlicherweise) mit Nichtbeachtung gestraft... Dieses Land is wohl an spontane nationalistische Ausbrüche gewöhnt, hehe.
Irgendwie hat sich das "Projekt" dann aber im Lauf des Party-Abends zunehmend verselbstständigt (und gleichzeitig an Professionalität gewonnen, sozusagen)...


United States of America - The Star-Spangled Banner


Kongeriket Norge - Ja, vi elsker


Hayastani Hanrapetutyun - Mer Hayrenik


Cymru - Hen Wlad Fy Nhadau


Konungariket Sverige - Du gamla, du fria


Repubblica Italiana - Il Canto degli Italiani (Fratelli d'Italia)

[n.b. Kann man sich ja denken, wer da wieder zu fünft aufmarschieren musste, damit überhaupt was weitergeht... hehe]

2007/09/09

update

2007/09/06

ethnisch geteilter Kindergarten

Keine grosse Sache, aber einfach mal wieder ein typisches Beispiel (wir kriegen taeglich mails mit aehnlichem Inhalt) dafuer, wieviel in diesem Land auf der Entscheidungsfindungsebene auf Grund von ethnisch/nationalistisch motiviertem politischem Hickhack schief laeuft. Im konkreten Fall geht es um die Ernennung von Ombudsleuten auf Staatsebene, welche fuer den Schutz der Menschen- und anderen Rechte der bosnischen Bevoelkerung zustaendig sein werden. In den beiden Entitaeten, der bosniakisch-kroatischen Foederation und der Republika Srpksa, gibt es diese Institution bereits seit Jahren (wobei die OSCE auf Grund des ihr im Washingston-Agreement von 1994 zugesprochenen Mandats massgeblich am Aufbau beteilgt war), nun soll das Ganze vereinheitlicht werden. Theoretisch, jedenfalls.

The appointment of the Ombudsmen at the session of the BIH HoR [House of Representatives; die groessere Kammer des bosnischen Parlaments] revealed several issues which remained unclear to the last moment:

• Although the president of the Ad Hoc-Commission Azra Hadziahmetovic proposed to the MPs [Members of Parliament; also die Abgeordneten] to appoint three Ombudsmen by secret vote (this was also the recommendation made in writing by the Commissioner for Human Rights in Strasbourg), the HoR rejected this possiblity.

• Already during preparation for the continuation of July session, the representatives of all political parties participating in the BiH HoR could not agree on the proposal for the secret vote and thus the decision was left to the BiH HoR. The SDA [die groesste "bosniakische" Partei in BiH] announced then that they were not in favour of the secret vote, as the secret vote is not regulated by the RuleBook and SDA stand firm to vote only by regulated procedure. Finally upon the voting in the HoR, the SDA votes were decisive and the secret vote was not accepted.

• The proposal to appoint the Ombudsmen by presenting candidate lists was also rejected. The Chairmanship then called for a break (1 hour and 15 minutes) during which no agreement was reached. The appointment of the Ombudsmen was then done by voting for individual candidates.

• Although it was agreed that the Serb Ombudsperson will be appointed first, the HDZ BiH [die bosnische Schwesternpartei der kroatischen HDZ] insisted that the Croat is appointed first; this was accepted and Mariofil Ljubic was appointed with the majority vote.

• When none of proposed Serb candidates won the required entity vote, SNSD [die Partei des Premierministers der Republika Srpska] requested an urgent break which lasted as long as to agree that none of Bosniak candidates would be appointed. Indeed none of 4 Bosniak candidates won the entity vote, and thus the Ombudsmen (Serb and Bosniak) were not appointed.

Comment: Before the discussion about secret vote, the DNZ [die kleine Partei des einigermassen dubiosen Bosniaken Fikret Abdić] representative complained about lobbying for certain candidates, as well as the sloppy work of the Ad Hoc-Commission. He commented that the CVs of candidates were not available; no interviews were conducted with candidates which should indicate their plans and proposals for the work, and there was no information on if the candidates violate the code on conflict of interest. The President of the Ad Hoc-Commission responded that none of these requirements are listed in the Law on BiH Ombudsmen and the amendments of the Law, thus no such documents were prepared.

Ok, also was haben wir da alles Huebsches? Daran, dass in jeder einzelnen Institution/Position immer alle 3 Ethnien vertreten sein muessen, hat sich eh schon jeder gewoehnt. Dass in diesem System einige der brauchbarsten Leute (naemlich die, die sich keiner der drei Ethnien zuordenen wollen/koennen, weil sie aus gemischten Familien stammen oder den Schwachsinn langsam einfach satt haben - ja, solche gibt's hier auch) aussen vor bleiben, weil sie keine nationalistische Lobby hinter sich haben, versteht sich ebenfalls von selbst. Aber dass eine Position wie diese durch das Parlament besetzt wird, ohne dass irgendjemand jemals die Lebenslaeufe der Kandidaten gesehen haette, oder diese tatsaechlich mal ueber ihre potentiellen Plaene befragt wurden bzw. zumindest ausgeschlossen wird, dass hier nicht jemand eingesetzt wird, der befangen/parteiisch ist (also befangener und parteiischer als der Rest des Landes, haha), ist dann schon einigermassen befremdlich. Dass nicht ueberprueft wird, ob die Kandidaten durch Annahme dieses Postens vielleicht in einen Interessenskonflikt geraten (noch dazu in einem Land, in dem lt. allgemein anerkannter Schaetzung ca. 13000 potentielle Kriegsverbrecher herumlaufen, denen bisher kein Prozess gemacht wurde, wovon durchaus nicht so wenige auf den hoechsten politischen und gesellschaftlichen Ebenen zu finden sind), ist dann fast schon auf ironische Weise erheiternd. Aber es steht ja nicht im der Auswahlprozedur zu Grunde liegenden Gesetz (weil vermutlich wieder mal jede ansatzweise sinnvolle Regelung durch eine der drei Ethnien blockiert wurde), also streiten wir mal lieber drueber, wer zuerst abstimmen darf. Vorher wird aber natuerlich ueber den Abstimmungsmodus abgestimmt - nur um dann natuerlich gegen eine geheime Wahl zu stimmen, damit ganz sicher alle Abgeordneten brav auf Parteilinie bleiben und bloss nicht unabsichtlich der Kandidat gewaehlt wird, der am besten fuer den Posten geeignet, aber vielleicht nicht irgendjemandes alter Schulfreund (read: der im Krieg auf der selben Seite Mist gebaut hat) ist.
Insgesamt is das Wahlsystem aber bloederweise durch die Beruecksichtigung diverser den Befindlichkeiten der drei Ethnien geschuldeten Einschraenkungen inzwischen so ein Durcheinander, dass jetzt tatsaechlich trotzdem nur einer von drei Posten besetzt werden konnte.

Und so laeuft das ALLES hier, jedes winzige Detail wird entsprechend der Ethnien gedrittelt und es wird so unendlich viel Zeit und v.a. auch Geld mit solchem Scheiss verschwendet. Sogar von den Geldscheinen gibt es mehr als eine Version, damit nur bloss jeder zufrieden is (anstatt dass sie Blumen oder weissdergeierwas draufdrucken und einmal Ruhe geben). Von der Einfuehrung von Roaming-Gebuehren zwischen der Republika und der Foederation, waehrend diese im ganzen Rest Europas gerade abgeschafft/eingeschraenkt werden, ganz zu schweigen.
Meistens ist es unglaublich interessant, diesem durchaus nicht unsympathischen Land dabei zuzuschauen, wie es langsam(!) und auf grossteils so unpackbar komplizierte/verbohrte/teilweise schlicht falsche Weise versucht, hier wieder Ordnung hinein zu bringen und die gerade auch durch das Dayton-Agreement begruendeten Probleme und Teilungen zu beheben - aber manchmal is es auch einfach nur furchtbar frustierend und desillusionierend.

2007/09/05

kaaaalt und so...

Seit gestern regnet's ununterbrochen und abgekühlt hat's auch mehr als nötig gewesen wäre. Da meine mitgebrachte Garderobe dem Ganzen nicht wirklich gewachsen is, trag ich seitdem staendig Ersatzsocken in meiner Tasche mit mir rum (keine wasserdichten Schuhe) und hab sämtliches langärmliges Zeugs an, das ich hier hab. Super...
Wetterbedingt und überhaupt also eher ruhige Stimmung hier - dementsprechend wird das heute ganz stilgerecht ein Abend für mich allein zuhause. Nachdem ich gestern einen ablenkungstechnisch idealen Abend mit einigen sehr netten Leuten bei Tim & Ben beim Pseudo-Activity spielen verbracht habe, passt mir das eh ganz gut. Angesichts des Datums steht die musikalische Untermalung nicht zur Debatte (schon 19:00 und ich bin erst bei Sheer Heart Attack, tsts), und gleichzeitig wird wohl tatsächlich endlich was bei meiner PS-Arbeit für eine Lehrveranstaltung über die OSCE weitergehn - wäre ja schade, wenn ich das nicht noch schnell hier erledige.

Schon negativer wirkt sich das Wetter aber auf die geplante Wochenendgestaltung aus - mit meiner angestrebten Sommerbräune wird's wohl wirklich nix dieses Jahr. Nachdem am Freitag das jährliche OSCE Staff Recreation Event in
Međugorje stattfindet, und dann anschließend Mo. bis Do. eine Tagung unseres Departments in Neum, wäre der Plan gewesen, statt unnötiger Extrafahrten nach und von Sarajevo lieber gleich an die Küste zu fahren und das Wochenende am Strand zu verbringen. Zwar soll der 11km lange bosnische Küstenstreifen ziemlich zugebaut und generell nicht mit Kroatien oder Montenegro vergleichbar sein, aber nach einem ganzen Sommer ohne Strand und Meer bin ich da auch nimmer wählerisch. Naja, vielleicht wird's ja noch schöner - laut Vorhersage soll das Wetter aber (in Sarajevo und auch an der Küste) vorerst so unsympathisch bleiben.

Wäre ich in Wien (bzw. müsste ich hier nicht befürchten, dass mir das seit seinem Einbau sicher nie gewartete Vaillant Schwarzmarkt-Schmuckstück um die Ohren fliegt), dann würde ich jetzt heizen. Ersatzweise hätt ich gern meine fingerlosen Handschuhe hier - damit würd's sich leichter tippen. Wäre ich in Wien, würde ich mich außerdem heute mit den üblichen Gleichgesinnten im Alive ganz still und leise ein bissl betrinken, und dabei sehr gute Musik hören... und irgendwie macht mir das jetzt doch ansatzweise Heimweh.

->FOTOS

[Wer irgendwas von Queen oder idealerweise eines von Freddie Mercury's Soloalben zu Hause hat, möge doch den Plattenspieler/CD-Player starten und bei einem Bier (oder sonstwas - er war da wesentlich weniger wählerisch als ich es bin, hehe) kurz diesen Geburtstag eines ganz ganz großen Musikers, der leider viel zu früh gehn musste, feiern.]

2007/09/04

This is love, isn't it? When you notice someone's absence and hate that absence more than anything? More, even, than you love his presence?

Jonathan Safran Foer - Everything Is Illuminated


(btw eine definitive Buchempfehlung meinerseits)

2007/08/27

Egotrip³

© PR (http://www.patrick-ranz.de)

2007/08/26

couchsurfin'...

Nachdem ich mich vom Fortgehwochenende und dem heutigen Sonntagsbrunch erholen muss, gibt's nur schnell einige Foto-Updates:

1: Fotos von FK Sarajevo : Dynamo Kiew (15/08/07) und BiH : CRO (22/08/07) Theoretisch gäb's auch Videos, praktisch bin ich jedoch a) unfähig bzw. zu faul, um daraus was Vernünftiges zamzubasteln und b) sicher, dass die eh so ziemlich niemanden hier interessieren würden.
Letzteres Spiel war wirklich gut (jedenfalls wenn man kurz außer Acht lässt, dass wirklich guter Fußball wohl auch nach einer ansatzweise vorhandenen Defensive verlangen würde) und generell genau das, was der Pöbel mag: durchgehend offensiv und schnell gespielt (kurz unterbrochen nur durch die zeitweise wirklich nervtötende Tendenz der Kroaten, sich beim allergeringsten Körperkontakt mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden zu werfen), reichlich Tore, bissl aggressives Gesinge und Gepöbel auf der Tribüne, kleinere "Meinungsverschiedenheiten" zwischen den kroatischen Gästen und der bosnischen Polizei...
Positives Highlight nach ca. 70 Minuten wechselseitiger Beschimpfungen (unter anderem natürlich die permanente Betitelung der Gäste als Ustaše), war sicher der "Nismo, nismo, nismo Ustaše"-Sprechchor der Kroaten, der auf unserer Tribüne auch mit relativ ausgiebigem Applaus bedacht wurde. Nicht, dass sowas irgendwen davon abhalten würde, sich nachm Spiel die Schädel einzuschlagen (wovon ich allerdings erst durch die besorgten Nachfragen diverser Leute daheim irgendwas mitbekommen hab, also alles halb so wild...)
BiH spielt deutlich besser, als ich erwartet hätte - vielleicht wurde dieser Eindruck aber auch durch den Kontrast zu den ziemlich schlechten Sarajevo-Spielen, die ich zuletzt gesehn hab, verstärkt.

2:
der weitere Verlauf des Abends nachm Spiel BiH : CRO mit ca. 25 - 30 Leuten in Tim's und Ben's Appartment, sowie einige Fotos vom Wochenende (leider keines von Jeremy Irons, den wir spätnachts (bzw. schon eher frühmorgens) nachm Fortgehn gesehen haben... dabei waren seine Stiefel ja so toll!)
Mehr Fotos vom WoEnde gibt's dann aber hoffentlich bald von Dörte... :)

2007/08/22

potentially unfriendly friendly #2

Dear all,

Tonight, 22 August 07, a football match between BiH and Croatia will take place in Sarajevo at the Olympic Stadium Asim Ferhatović Hase (Kosevo) starting at 20:30 h.
Please note that all streets around the stadium will be completely closed as well as Alipasina street (adjacent to the American Embassy - leading to Vogosca) from 1900 hrs.
Also a higher traffic intensity is expected throughout the Sarajevo area in the afternoon hours- including the main road, by-pass roads and all roads which lead to Sarajevo.

Additionally, please note that due to possible security incidents increased vigilance is advisable.
The potential for after game violence is considered high for Sarajevo and Mostar areas.
Any presence of OSCE vehicles is strictly forbidden in Sarajevo and Mostar downtown from Wednesday, 22 August 07, 1900h to Thursday morning.
Best regards


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okeeee... immerhin kein "... is strictly off-limits to all OSCE staff" :)

potentially unfriendly friendly

Heute Abend gehts naemlich wiedermal zum Fussball: Bosnien-Herzegovina vs. Kroatien. Sollte gut werden; vorallem, weil diesmal wohl auch die Gaeste den einen oder andren Fan mitbringen, hoechstwahrscheinlich.
Spaeter dann wie an allen Abenden in letzter Zeit (bis auf die zwei, die ich allein mit dem neuen Harry Potter verbracht habe. Hachja...) wieder auf den VIP-Balkon im Party-Appartment von Tim und Ben - nachdem Ben's Freund Patrick, der fuer einige Tage aus Muenchen zu Besuch war, morgen frueh wieder abreist, muss ich mich definitiv noch verabschieden.

Ausserdem:

1) Ich ueberlege ernsthaft, mir im Oktober 2-3 alkoholfreie Wochen zu verordnen. Man merkt das irgendwie zuerst garnicht, aber dieses "Work Hard, Party Hard"-Leben der anderen internationals, in das man hier nahtlos reinrutscht, geht nach einer Weile dann doch an die Substanz. Hab irgendwie immer oefter Kopfweh und manchmal bild ich mir ein, kleine, gequaelte Schreie ausm Bereich meiner Leber zu vernehmen, hehe.

2) Bin gespannt, wie lang's dauert, bis ich wieder aufhoere, ausschliesslich auf englisch zu traeumen - nicht dass es mich stoert (wesentlich verstoerender dann schon die Tatsache, dass ich letzte Nacht mit Alanis Morissette-Soundtrack getraeumt hab... manchmal kenn ich mich echt selber nimmer). Etwas laestig is hingegen, dass ich auch immer haeufiger auf englisch denke, inzwischen - was dann (v.a. wenn muede und/oder bissl was getrunken) dazu fuehrt, dass ich Sachen erst im Kopf uebersetzen muss, wenn ich deutsch reden will bzw. teilweise englische Woerter dazwischen streue. Immerhin bin ich damit beruhigenderweise nicht allein; scheint wohl den meisten nicht-englischen Muttersprachlern so zu gehn. Und Una's Englisch wird auch immer seltsamer bzw. passt sich unserem Niveau an, sodass sie immer oefter bei schwierigen Begriffen erst kurz ueberlegen muss, wie das denn jetzt heisst. Arbeit in der international community als faszinierende Moeglichkeit, Leute zu verbloeden, also - darauf muss man erstmal kommen, hehe...

3) FOTOS, wieder mal.

2007/08/17

Dear All,

In the specific late summer, hot-weather circumstances it gives me a lot of pleasure to once more announce on behalf of the Head of Mission shorter working hours on a Friday: personnel are free to leave workplaces at 15.30 today, the 17th of August, 2007.

Best regards,
Amb. Kuznetsov,
DHoM


jahahaha... (das war aber auch eine beschissen anstrengende Woche - ich zumindest hab mir das also sozusagen eh verdient, hehe) -> die Stimmung hier im office erinnert schlagartig an frueher in der Schule, wenn die letzten beiden Stunden unerwartet ausfielen. :)

2007/08/16


eindeutig zuviel Tagesfreizeit, der Wasserspender und ich...

2007/08/15

Besuchszeit...

Naechste Woche kommt die absurde Doerte mit den Waermepflastern, um mir was zu kochen (haha, das war jetzt fast so schlecht wie Susi(?) bei Herzblatt) und in den letzten Tagen war meine Frau Mutter hier. Ich musste in den ersten paar Tagen ihres Aufenthalts zwar grossteils arbeiten und ausserdem war ich irgendwie latent kraenklich, aber ich hoffe es ist - nicht zuletzt auf Grund der ausgezeichneten Touristenbetreuung durch die oesterreichische Botschaft - trotzdem nicht langweilig geworden.

Den Samstagnachmittag haben wir (nach einigen Schwierigkeiten, den gedruckten Busfahrplan mit der boesen und verwirrenden Realitaet in Einklang zu bringen) gemeinsam mit Claire und Kjetil in Mostar verbracht. Das Wetter war zwar etwas verregnet, aber Mostar is eigentlich eh immer schoen. Wobei ich jetzt aber nicht unbedingt Wert drauf lege, nochmal hinzufahren (wird aber wohl sein muessen, nachdem ich dort eine Filmvorfuehrung + Diskussionsrunde in Gang bringen soll); die Touristenhorden sind schon etwas abschreckend... auch wenn wir in der Beziehung wetterbedingt wohl eh noch Glueck hatten.
Sonntag haben wir's dann endlich ins Nationalmuseum geschafft - ohne Besuch haette das auf Grund der seltsamen Oeffnungszeiten (10:00 - 14:00) und unserer Schlafgewohnheiten wohl ueberhaupt nie geklappt. Spaeter dann Abendessen im Biban (ueberhaupt... so gut und "teuer" essen wie an diesem WoEnde waere ohne Besuch definitiv auch nicht drin gewesen, jaja) mit tollem Sonnenuntergang.
ach ja... FOTOS gibt's auch ein paar...

Ein schoenes Wochenende jedenfalls - und angenehmerweise eines, an dem ich tatsaechlich wieder mal genug Schlaf bekommen hab, auch, da ein Teil der Blue Guitar Adventurers voruebergehend ausser Landes war/ist . Eh gscheiter, nachdem ich momentan irgendwie mit Arbeit ueberhaeuft werde und wohl auch noch einige field trips machen soll. Ich wuerds ja bevorzugen, stattdessen einfach emails zu schicken, da ich jetzt schon weiss, dass sich die Muehe (wieder) nicht lohnen wird bzw. ich genau zwei relevante Saetze erfahren werde und dafuer sieben Stunden quer durch Bosnien und zurueck fahre. Irgendwie waer's sinnvoller, diese Zeit im Buero mit der Arbeit an anderen Teilen meines reports zu verbringen. Aber nein - die Mission muss ihr travel budget aufbrauchen, damit sie naechstes Jahr wieder gleich viel Geld bekommt, dass sie dann wie in all den Jahren zuvor nur mit Muehe verbrauchen wird usw. Desillusionierend, wie so manches...

Anyway... heute Abend gehts zum Fussball - zum im letzten Eintrag schon angekuendigten Match FK Sarajevo : Dynamo Kiew, welches sehr wahrscheinlich das letzte Heimspiel Sarajevos in der CL werden wird. Waehrend die Steigerung der oeffentlichen Begeisterung schon zwischen Runde 1 und 2 der Qualifikation ziemlich offensichtlich war (nicht schwer, nachdem das Heimspiel gg. Marsaxlokk vergleichsweise mit voelliger Nichtbeachtung gestraft wurde) , scheint heute wirklich jeder seit fruehmorgens im Sarajevo-Trikot rumzulaufen... sollte also ein guter Abend werden.

noch 13x schlafen... ;)

2007/08/09

FK Sarajevo : RC Genk

Gestern hab ich's dann also endlich zum ersten Mal zum Fussball geschafft hier - nach wochenlangem Herumgefrage auf der Suche nach Begleitung; schliesslich hat sich herausgestellt, dass ich die ganze Zeit Leute direkt vor meiner Nase uebersehn hatte...

Champions League Qualifikation, Zweitrunden-Rueckspiel Sarajevo vs. Genk (BEL). Gespielt wurde im Heimstadion des FK Sarajevo, dem nach einer Spielerlegende aus den 60ern benannten Olympiastadion Asim Ferhatović-Hase in Koševo, das 23 Jahre und einen Krieg spaeter doch einiges vom ehemaligen Glanz eingebuesst hat. Die "olympische Schuessel" (wie heisst das Teil eigentlich richtig?) is aber immer noch da und erinnert daran, dass Sarajevo bzw. Bosnien vor garnicht allzu langer Zeit noch Teil eines wesentlich groesseren Staates mit voellig anderem politischen Stellenwert und Ansehen und somit waehrend des Kalten Krieges Gastgeber der Winterspiele 1984 waren. Inzwischen is die Farbe ueberall ein bisschen abgeblaettert, die Laufbahn koennte - wie eigentlich das ganze Stadion - eine Generalsanierung vertragen und einer der Trainingsplaetze neben dem Stadion musste waehrend der Belagerung Sarajevos in einen Friedhof verwandelt werden, nachdem die eigentlichen Friedhoefe groesstenteils ueberfuellt, hinter den serbischen Linien oder direkt im Visier der Scharfschuetzen auf den umliegenden Huegeln gelegen waren.

Sarajevo hatte das Hinspiel in Belgien am 31. Juli 1:2 gewonnen und erreicht dementsprechend auf Grund der Auswaertstorregel (= bei gleicher Anzahl an Toren steigt die Mannschaft mit der hoeheren Anzahl an Auswaertstoren auf) trotz 0:1 Niederlage gestern die dritte Runde. Nicht, dass sie sich da meiner bescheidenen Meinung nach noch wirkliche Chancen ausrechnen koennen... Nach einer einigermassen starken ersten Viertelstunde mit einigen durchaus ganz guten Chancen war Sarajevo fuer den etwas unspannend dahinplaetschernden Rest der ersten Halbzeit doch bereits leicht unterlegen. Nach der Pause wurde diese Unterlegenheit noch wesentlich deutlicher - schliesslich das 0:1 in der 57. Minute durch Tomislav Mikulić. Die letzten 20 Minuten schienen sich fuer Sarajevo (und die bei solchen Sachen immer auffallend nervenschwache Oesterreicherin auf der Tribuene) dann ewig hinzuziehen - letzten Endes war es eher Glueck (bzw. Pech der Belgier), dass das Spiel ohne das fuer Genk zum Weiterkommen noetige zweite Tor ueberstanden wurde. Im Grossen und Ganzen fand ich aber eigentlich keinen der beiden Klubs waehrend diesem durchgehend etwas lahmen Match spielerisch wahnsinnig ueberzeugend.
Anyway... ich war ja sowieso nicht primaer wg. dem Spielresultat an sich dort. Ich hab ja zwar immer schon vermutet, dass mir Fussball im Stadion moeglicherweise doch noch ein Eck mehr taugen koennte als Fussball im Fernsehn, bin mangels geeigneter Begleitung ("Maedchen, Maedchen!!" usw. usf. - oder vielleicht auch nur einfach nicht die richtigen Freunde, wer weiss) jedoch erst viiiiiel zu spaet tatsaechlich mal auf den Platz mitgenommen worden. Dementsprechend beschraenkte sich meine ueberwaeltigende Live Fussball-Erfahrung bis gestern Abend auf tristes Gekicke "unserer Buben" in der heimatlichen Provinz und natuerlich den Sportklub meines Vertrauens.

Unsere 10koepfige Gruppe (Ben, Tim, Clemence und Gaylor + einige mir bisher unbekannte Leute, grossteils aus Italien und Frankreich) hat das Stadion leider auf Grund diverser organisatorischer Schwierigkeiten erst ziemlich spaet erreicht und dementsprechend nurmehr relativ weit unten, fast schon auf selber Hoehe mit dem Spielfeld, Platz gefunden. Ich hab ja dafuer plaediert, dass wir uns einfach in kleinere Gruppen aufteilen und weiter oben was suchen, aber nein - "buhuuu... wir wollen nebeneinander sitzen" (und zwar sitzen im Wortsinn, tsts...)
Trotzdem fand ich die Stimmung und Atmosphaere einfach nur toll... Waehrend die Suedkurve fuer die reichlich unmotivierte Handvoll an Genk-Supportern vorgesehen war, sassen wir auf der Ostseite des Stadions. Die Spassecke im Olympiastadion ist eindeutig die Nordkurve, wo die Horde Zla (~"Horde des Boesen") ihren Stammplatz hat. Auf der gegenueberliegenden Westseite war zwischen den restlichen Zusehern eine deutlich kleinere Splittergruppe zu erkennen, die sich nach anfaenglicher Verwirrung schliesslich als Horde Zla Zapad (zapad = Westen), eine nach internen Konflikten von der urspruenglichen Gruppierung losgeloeste Subgruppe, herausgestellt hat. Die Stimmung war wie gesagt gut, allerdings wie auch das Spiel keineswegs ueberwaeltigend oder aussergewoehnlich (fast durchgehend Gesang und Sprechchoere, reichlich Fahnen usw., ein erbaermlicher Bengale und ein kleineres Feuer auf der Westtribuene da irgendein Doedel eine Genk-Fahne entzuendet und danach irgendwie kurzfristig sein Hosenbein angesteckt hatte) - und somit ideal fuer den kleinen Stadionneuling, dem sich sozusagen voellig neue Welten eroeffnet haben.

Ein paar Bilder ausm Stadion gibt's jedenfalls hier (irgendwie wollte meine Kamera - vor allem die Videofunktion - leider zeitweise nicht so, wie ich wohl will *grrr*) und ich vorfreu mich schonmal ganz abartig auf das Drittrunden-Hinspiel gegen "Dinamo Kijev" (haha, da is das "i" hergekommen... ;)) naechste Woche und noch mehr auf das "Freundschafts"spiel BiH vs. CRO am 22. August.

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Fuer alle, die auf der Suche nach nicht-fussballbezogenen Neuigkeiten hier reinschauen: Meine Frau Mutter ist natuerlich wohlbehalten in Sarajevo angekommen und macht, waehrend ich hier fad im Buero sitze, bereits die Stadt unsicher. :)

2007/08/06

update

Nachdem aus unserem Wochenende in Montenegro aufgrund diverser Probleme mit der Mietwagenfirma nichts geworden ist und Istanbul fuer die anderen aus irgendwelchen Gruenden auch nicht geklappt hat, sind wir ersatzweise "wandern" (read: ein bissl am Berg rumspazieren als Vorwand fuer ein nettes Gelage in einer Berghuette) gegangen. Auch nicht schlecht.

2007/08/02

Nachdem hier immer wieder davon geredet wird und sich regelmaessig Leute drueber lustig machen, wollt ich euch Hollywood's neuestes "based on a true story"-Plastikmachwerk nicht vorenthalten: "The Hunting Party" (urspruenglich geplanter Titel: "Spring Break in Bosnia") mit Richard Gere als Kriegsberichterstatter, der in Bosnien Jagd auf den Kriegsverbrecher "The Fox" (leicht zu erkennen als Radovan Karadžić) macht. Gedreht wurde grossteils in Kroatien, einzelne Szenen immerhin hier in Sarajevo. Filmstart in D und Ö irgendwann im November, glaub ich.
---> Trailer
Am hartnaeckigen Geruecht, dass der Film am Sarajevo Film Festival gezeigt wird, duerfte aber angesichts des inzwischen veroeffentlichten Festivalprogramms nichts dran sein. Nicht, dass mich das stoert - der neue Film von Fatih Akin, "Auf der anderen Seite", sowie das Feature zu Ulrich Seidl (ganz besonders sein Beitrag zu "State of the Nation: Austria in six chapters") entschaedigen definitiv dafuer.

The Competition Programme is currently open to following countries: Albania, Bosnia and Herzegovina, Bulgaria, Croatia, Cyprus, Greece, Hungary, Macedonia, Malta, Montenegro, Romania, Serbia, Slovenia, Turkey and UNMI Kosovo. This year's country in focus is Austria, heralding its entry to the Sarajevo Film Festival Competition Programme in 2008.
(http://www.ssf.ba/)

Macht mir auch nix... angesichts meines grundsaetzlich ja aeusserst duerftigen Interesses an Filmen kenn ich sowieso keinen ausser Seidls "Hundstage".

2007/08/01

Zwischenbilanz

01/08/07 - also genau ein Monat vorbei. Die Zeit vergeht absurderweise zugleich total schnell und irgendwie ganz langsam - einerseits kommts mir vor, als hätte ich schon so viel gesehn, gelernt und gemacht, seit ich angekommen bin; gleichzeitig hab ich den Eindruck, als wären erst ca. zwei Wochen vergangen. Und was haben wir denn da alles angesammelt:

~ markierte Minenfelder: immer noch Ø
~ im Vorbeifahren gesichtete Verkaufsstände mit Tonnen von Wassermelonen: >50 (also doch nicht alles Blödsinn, was Juli Z.* so schreibt)
~ domestic disasters in meiner eigentlich recht netten Wohnung: 3
~ Aussichten, direkt im Anschluss an mein Internship eine "dauerhafte" Anstellung bei der OSCE zu bekommen: nicht völlig unrealistisch
~ wirklich gewichtige Gründe, die dagegen sprechen: 2
~ erschütternde Schilderungen persönlicher Erlebnisse während der Belagerung Sarajevos: mind. 15
~ ernsthafte Beziehungskrisen: 1 (naja... sagen wir ½)
~ 1 Packung Ronhill Ultra: 2KM
~ 2KM: 1€
~ Leute, die sich über mich lustig machen, weil ich Zigaretten rauche, die so leicht sind, "dass es doch garkeinen Sinn macht, sie zu rauchen": ca. 8 oder 9
~ verbrachte wirklich tolle Wochenenden: 2
~ Erklärungen dafür, warum's denn eigentlich Krieg gegeben hat: 1 oder 2 (die erste - geliefert von Žiga, meinem Retter aus der Asselbude - war doch tatsächlich ausgerechnet die berüchtigte "weil die Bauern in die Stadt wollten"-Erklärung... nimmer lang, und ich muss mich bei Frau Z. für den Vorwurf der Arroganz, Unwissenheit und Präpotenz entschuldigen. Oder auch nicht.)
~ Verbesserung meiner Bosnisch-Kenntnisse: spärlich
~ Verbesserung meiner Alltagsenglisch-Kenntnisse: enorm
~ Fortschritte in Bezug auf den Versuch, meinen österreichisch-deutschen Akzent loszuwerden: keine
~ neu kennengelernte interessante und sympathische Menschen, die vielleicht dauerhaft gute Bekannte bleiben könnten: 4
~ Kosten für Frühstück, zwei warme Mahlzeiten und bissl Fortgehn: ca. 10€/Tag
~ Menschen, die sich bis zuletzt völlig sicher waren, dass es in BiH keinen Krieg geben wird, denn "so blöd werden wir ganz sicher nicht sein": praktisch alle, mit denen ich darüber gesprochen habe
~ besuchte interessante/schöne Orte außerhalb Sarajevos: 5
~ verfehlte Ziele, die ich eigentlich bis zum 31. Juli '07 erreichen wollte: 1
~ Fortschritte bez. knackiger Sommerbräune: keine
~ bisher gemachte Fotos: knapp 500
~ Situationen, in denen ich mich selbst überrasche: täglich mind. 1

Alles in allem doch eine spannende und schöne Zeit, also - und ich bin sicher, das bleibt auch so. Manchmal ertapp ich mich allerdings dabei, dass ich mich auf den Herbst freue; mit hoffentlich interessanten letzten LVs an der Uni und gemütlichen Abenden in meiner Wohnung - mit Jamie Oliver's Fleischbällchen und danach mit El Schmutzo und dem einen, der mir wirklich fehlt auf meiner Couch rumliegen.
Scheinbar zeitweise immer noch das Heimwehkind, das ich eh schon immer war, hehe...

*) Zeh, Juli: Die Stille ist ein Geräusch. Eine Fahrt durch Bosnien; München 2003 - nur damit festgehalten ist, von welchem Buch ich rede und ausdrücklich keine Leseempfehlung.

2007/07/30

Blue Guitar Adventurers™

"Ra- Ra- Rasputin, Russia's greatest love machine..."

Das Wochenende war absolut genial - mir hat wirklich jede Minute davon Spass gemacht... (und man kennt mich ja - ich suder gern und ausdauernd, normalerweise)

Claire, Una und ich sind Samstag zu Mittag mit Igor vom OSCE FO Sarajevo nach Foča gefahren, wo dann nach und nach die restlichen der insgesamt 28(!) Leute aus allen moeglichen Laendern unserer Gruppe eingetroffen sind. Aufgeteilt auf 4 Jeeps gings dann ueber eine extrem schmale Strasse, die sich direkt am Abgrund des Tara-Canyons entlangschlaengelt (definitiv nichts fuer Leute mit Hoehenangst) weiter zur bosnisch-montenegrinischen Grenze. Dort wurde unser Jeep, der als letzter die Grenze erreichte, aus nach wie vor ungeklarten Gruenden ueber 1h aufgehalten... irgendwie hatten es die anderen Jeeps vor uns geschafft, die Grenzbeamten ernsthaft zu veraergern und wir mussten das dann ausbaden. Wobei ich persoenlich ja glaube, dass die dort sowieso alle chronisch grantig sind - es gab auch gleich Anschiss fuer mich, weil ich's gewagt hab, zu fotografieren. Ich versteh ja, dass keiner Wert auf Fotos von militaerischen Einrichtungen in den Haenden Fremder legt, aber dieser Grenzposten is so ungefaehr das mickrigste und abgelegenste, was ich jemals gesehn hab und ich wollt eh nur das "Republika Crna Gora"-Schild festhalten, also pfffffts...
Zum Zeitvertreib hat einer der Bosnier ausm Camp dann angefangen mich mit Spruechen wie "Oh, was sollen wir mit ihr anfangen? Sie ist nur ein Maedchen und sie kann ja nichtmal die Sprache..." und zweideutigen Blicken anzugraben - dass er dafuer Ilijas Uebersetzung brauchte, weil er selbst nix kann ausser bosnisch, hat das Ganze auch nicht weniger dubios gemacht, hehe...
Nach endlosen Diskussionen der Grenzbeamten mit dem Chef des Rafting-Unternehmens, der an der Grenze auf uns gewartet hatte (und ebenso endlosen Versuchen unsererseits, rauszukriegen, was denn eigentlich das Problem is), ging's schliesslich ueber eine noch schmaelere und nicht mehr asphaltierte Strasse weiter Richtung Camp.
Das Camp selbst, das wir dann nach kurzem Fussmarsch und einer Flussueberquerung erreichten, war wirklich nett - nachdem wir mehr Personen waren als urspruenglich geplant, wurden 3 Leute aus unserem letzten Jeep nicht in den kleinen cabins, sondern ein Stueck bergaufwaerts in der "Villa" (siehe Fotos) einquartiert... Das versprochene fliessende Wasser gab's zwar nur sporadisch und kalt, aber es war trotzdem netter ein Zimmer fuer mich allein (bzw mich und Una, die spontan aus ihrer cabin zu mir uebersiedelt ist) zu haben, als mit fuenf anderen in einer der Huetten zu schlafen und draussen zu duschen.

Den Samstagabend verbrachten wir dann wie geplant mit reichlich Alkohol, der gemeinsam gekauften blauen Gitarre (schon jetzt eine Legende!) und den von Tim zusammengestellten songsheets, die alle in den letzten Tagen diespezueglich deponierten Wuensche umfassten; darunter sowohl absolute Lieblingslieder meinerseits von L. Cohen bis U2, als auch der Titelsong dieses Beitrags - nur um die enorme Bandbreite zu illustrieren...
Una war leicht angfressen, weil Ben - seit letztem WoEnde das Opfer ihrer Begierde - am Tag zuvor mit Stela angebandelt hatte und ist dementsprechend frueh verschwunden - der "harte Kern" hat aber ziemlich lange durchgehalten. Ich hab absolut keine Ahnung, wann ich ins Bett gegangen bin, oder wie ich im Dunklen ueberhaupt zu meiner "Villa" raufgefunden hab. Dafuer kann ich mich noch erinnern, dass ich etwas spaeter - barfuss und nur noch in Unterwaesche und T-Shirt - ganz allein im Stockfinstren mitten auf der Lichtung vor der Villa stand, weil mein Handy nur dort Verbindung hatte, um zuerst Guthaben aufzuladen und dann eine SMS zu verschicken. Voellig geblendet vom Handydisplay und rund um mich nur Wald und finster und *fuercht* is mir dann irgendwann gedaemmert, dass das jetzt grad vielleicht nicht die schlauste Aktion is. Spricht das eig. dafuer oder dagegen, dass ich ziemlich besoffen war? Wobei diese Frage eh spaetestens durch meinen definitiv suboptimalen Zustand am Morgen beantwortet wurde...

Nachm Fruestueck und einer Stunde schlafen in der Haengematte bekam dann jeder wetsuit (bissl grindig - nur nicht dueber nachdenken, wer da schon vorher drinnen war...) + Schwimmweste und wir teilten uns in Gruppen von acht Leuten pro Raft auf.
Unsere Besatzung: Lili, Stela, Ben, Una, Tim, Clemence, Gaylor und ich - plus eine seltsam unwirsche Frau, die gerudert hat wie ein Berserker (keine Ahnung, ob die zum Camp gehoert hat oder eine Touristin war) und unser Skipper. Definitiv das Spassboot und auch das einzige, das unterwegs eine Bierpause gemacht hat, glaub ich.
Das Raften selbst war grossartig, ich hoff, ich komm bald wieder mal dazu. Unglaublich schoene Landschaft und ganz klares und sauberes gruenes Wasser (leider keine Fotos, da meine Kamera auf Grund irgendjemandes fehlgeleiteter Initiative in einem anderen Boot gelandet ist. Hab sie bloederweise erst beim letzten Zwischenstop wiederbekommen). Wirklich gefaehrlich war es nicht, obwohl wir einige wirklich wilde/schnelle Stellen passiert haben. Laut unserem Skipper ist die Tara aber heuer nicht "in Topform" - nachdem es in den umliegenden Bergen im letzten Winter kaum Schnee gab, liegt der Wasserstand deutlich unter dem Normalpegel. Unser Glueck - ueblicherweise koennen nur max. zwei Frauen pro Raft mitgenommen werden, weil sie wg. der starken Stroemungen Maenner zum Rudern brauchen - das waere angesichts des leichten Frauenueberhangs in unserer Gruppe dann doch ein Problem geworden.
Nach ca. 4,5h (die uns wesentlich kuerzer vorgekommen sind) gab's dann noch Abendessen am Endpunkt beim Grenzuebergang (diesmal keine Fotos, sicherheitshalber) und dann die Rueckfahrt nach Foča bzw. Sarajevo, wo ich so gegen 22:30 angekommen und nach einer langen Dusche (diese wetsuits... pfuipfuipfui) direkt ins Koma gefallen bin - nur um heute immer noch muede und mit moerderischem Muskelkater in meinen nicht vorhandenen Oberarmmuskeln wieder aufzuwachen, hehe.

Fotos gibt's hier - sollten noch welche von anderen Leuten oder der Rafting-Company (die jedes Boot in der ersten Stromschnelle fotografiert hat) eintreffen, gibt's ein update.

Naechstes WoEnde planen Lili & Co. einen Trip nach Istanbul und Una wird hoechstwahrscheinlich auch mitfahren. Ich beneide sie total drum; die Stadt fehlt mir ja schon wieder - aber mit einer Gruppe von Leuten, die alle noch nie dort waren von Fr. bis Mo. hinzufliegen is mir das Geld nicht wert (auch wenn die Fluege von hier aus deutlich billiger sind als von Wien), wenn ich auch "hier" unterwegs sein kann. Dann schon lieber mit Caleb, Claire, Kjetil und werauchimmernochmitkommt an die montenegrinische Kueste zum Baden.

2007/07/25

ICTY Press Release 1179e

The Hague, 25 July 2007
OK/1179e

STATEMENT OF THE PROSECUTOR

Exactly 12 years ago today, the International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia issued its first indictment against Ratko Mladić and Radovan Karadžić, the political and military leaders of the Bosnian Serbs during the wars of the 1990s.

According to our evidence, Mladić and Karadžić are responsible for their participation in the genocide in Srebrenica – the killing of close to 8,000 men and boys following the fall of the enclave; the terror inflicted upon civilians during the siege of Sarajevo; the torture and murders in the infamous detention camps like Omarska, Keraterm, Manjaca, Trnopolje, Luka, to name a few; and many other horrific crimes, including rapes and other depraved acts committed against non-Serb civilians throughout Bosnia and Herzegovina.

Mladić and Karadžić are charged with genocide, crimes against humanity and violations of the laws or customs of war, the worst crimes known to humanity and the worst crimes committed in Europe since World War II.

And, after 12 years, they are still at large.

This is a permanent shadow not only on the work of this Tribunal, but also on the international community as a whole. The fact that two of the most notorious war crimes indictees are still able to evade justice is simply unacceptable.

This is why, on this grim anniversary, I would like to take the opportunity to again call upon Serbia, Bosnia and Herzegovina (especially the entity of Republika Srpska) and Montenegro to do everything they can to locate and arrest Ratko Mladić, Radovan Karadžić and the remaining fugitives.

However, I would also like to call upon the international community, all states who believe in the importance of international justice and the rule of law, to maintain and increase their crucial support. Without it, we would not be able to do our important work. Without it, there would be impunity.

We must remain strong and vigilant in our pursuit because this is what we owe to the thousands upon thousands of those who perished at the hands of Karadžić, Mladić and their subordinates.

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nichts als leeres Gewaesch und Phrasendrescherei, bedauerlicherweise...

Rafting Tarom


© Planinarski i rafting klub "ENCIJAN"; http://www.pkencijan.com

huiiiiiii... das sollte lustig werden!!!
Leider kann Kjetil ueberraschend nicht mitfahren, nachdem ihn die OSCE ueberredet hat, drei statt zwei Monate hier zu bleiben, damit er sein Projekt beenden kann. Da sie das clevererweise auch gleich mit seinem Arbeitsgeber ab September (jetzt nat. ab Oktober) abgesprochen haben, konnte er kaum nein sagen - und muss jetzt angesichts eines weiteren Monats mit geringem Einkommen auf unser Rafting-Wochenende verzichten. Ausbeuterpartie, tsts... ;)
Heute hat's zum ersten Mal seit Wochen tatsaechlich unter 30 Grad - ich hoff, das aendert sich bis zum WoEnde wieder; die Tara soll doch zieeeemlich kalt sein. (Und ich weiss, dass ich die ganze Zeit ueber die Hitze gejammert hab - bin halt nie zufrieden, hehe)

2007/07/23

I See Thee Wye? Icy Tee - Why?*

-> ICTY - International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia

14 Jahre nach seiner Entstehung naehert sich inzwischen wohl das mehrfach aufgeschobene endgueltige Ende des Mandats dieser voelkerrechtlich nicht voellig unbedenklichen Institution. Im Gegensatz zum Internationalen Strafgerichtshof (ICC), der auf einem multilateralen Vertrag beruht (welcher bis Anfang 2007 von 104 Staaten unterzeichnet und ratifiziert wurde, nicht jedoch von den USA), wurde das ICTY durch Resolution 827/1993 des UN-Sicherheitsrats auf Basis einer ziemlich groesszuegigen Auslegung von Kapitel VII der UN-Charta ("Maßnahmen zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit") etabliert. Der fruehere serbische Praesident Slobodan Milošević begruendete seine Weigerung, das Tribunal anzuerkennen, mit dieser in seinen Augen voelkerrechtwidrigen Basis - eine Meinung, mit der er nicht voellig allein dastand, auch wenn bei vielen seiner Unterstuetzer wohl auch politische Motive fuer ihre Auslegung der rechtlichen Grundlagen vermutet werden koennen. Fuer einen ausgezeichneten Ueberblick voelkerrechtlicher und anderer Kritikpunkte am ICTY verweise ich an dieser Stelle auf meine ungelesen in der Schreibtischschublade meines Professors vor sich hinmodernde Seminararbeit vom September 2006, höhö...

Jedenfalls besteht aus dieser Sicht wohl kein Grund, dieser Institution nachzuweinen - auch wenn eine strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen der Balkankriege ohne sie zumindest bis vor wenigen Jahren sicher nicht moeglich gewesen waere und sie daher zweifellos - und trotz nicht voellig von der Hand zu weisender Vorwurfe einer gewissen Voreingenommenheit - einen aeusserst wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschehnisse geleistet hat. Die Ermittlungsergebnisse des ICTY dienen der bosnischen Justiz heute und wohl auch in Zukunft als unverzichtbare Grundlage eigener Untersuchungen und Verfahren. Diese Ermittlungsergebnisse wurden jedoch auch teuer bezahlt - das Budget des ICTY fuer 2006/07 betrug immerhin beachtliche 276.474.100 $ (1).
Die auf der Homepage des Tribunals angefuehrte Rechtfertigung ("The expense of bringing to justice those most responsible for war crimes and for helping to cement the Rule of Law in the former Yugoslavia pales in comparison to the true cost of the crimes: the lives lost, the communities devastated, the private property ransacked and the cultural monuments and buildings destroyed forever" (2)) klingt zwar geradezu ruehrend altruistisch - eine derartige Summe haette aber vermutlich hier in BiH auch einiges zur Staerkung der Strafgerichtsbarkeit - und damit ihrer Moeglichkeiten, die entsprechenden Verfahren selbst zu fuehren - beitragen koennen.

Bisher wurden 106 Verfahren abgeschlossen; dabei wurden 51 Angeklagte verurteilt und inhaftiert, 5 freigesprochen und 14 an die nationale bosnische Strafgerichtsbarkeit uebergeben (fuer diese Faelle, die auf Basis von Rule 11bis der Rules of Procedure and Evidence des ICTY an den bosnischen State Court uebergeben werden, haben wir hier im Department uebrigens eine eigene Unterabteilung). Die Anklagen gegen 25 Personen wurden zurueckgezogen, 11 sind verstorben. Derzeit sind Verfahren gegen 55 Angeklagte im Gange, vier Personen sind nach wie vor fluechtig. (alle: Stand 12/07/2007 (3)) Scheint also noch einiges an Arbeit anzustehn, da das Tribunal plant, alle Prozesse bis Ende 2009 abgeschlossen zu haben, sowie saemtliche Berufungsverfahren bis 2010 zu beenden - wobei diese Zeitrahmen bei einer Verhaftung Radovan Karadžićs und/oder Ratko Mladićs jedoch moeglicherweise verlaengert werden wuerden.
Inzwischen gibt's auch die ersten Streitereien ueber die Frage, wohin die unzaehligen Akten des ICTY nach dessen Aufloesung gebracht werden sollen. Serbien hat Zeitungsberichten zufolge bereits mehrfach anklingen lassen, dass es das Archivmaterial gern in Belgrad sehen wuerde - BiH bezeichnet dies naheliegenderweise als "skandaloesen Vorschlag" und betrachtet Sarajevo als ideale Alternative. Carla Del Ponte, Chief Prosecutor und Aushaengeschild des Tribunals, haelt sich clevererweise vorerst raus und betont die Zustaendigkeit des UN-Sicherheitsrat. Wie auch immer das dann letzten Endes ausgehn wird - sofern sich kein neutraler Ort fuer das Archiv findet, kann angenommen werden, dass der gewaltige Aktenberg spaetestens 2011 ordentlich zerfleddert und von Hinweisen auf bisher noch nicht belangte Verdaechtige des Staates, der den "Zuschlag" fuer das Archiv bekommt, gesaeubert wurde.

Madame Del Ponte hat aber wohl keine Lust mehr, solange in ihrem Job zu bleiben und sich zunehmenden Angriffen diverser victims' organisations (allen voran die Mothers of Srebrenica, die ihr beim Zusammentreffen anlaesslich des 11. Juli scheinbar ordentlich eingeheizt haben und ihr Luegen und leere Versprechungen vorwerfen) ausgesetzt zu sehen und daher Ende Jaenner 2007 ihren Ruecktritt bekannt gegeben - ihr mit Ende September auslaufendes Mandat wird also nicht verlaengert werden. Ihr Nachfolger wird hoechstwahrscheinlich der Belgier Serge Brammertz, welcher derzeit der UN International Independent Investigation Commission (die die Ermordung des ehemaligen libanesischen Ministerpraesidenten Rafiq Hariri im Februar 2005 untersucht) angehoert und auch bereits am ICC taetig war. Vermutlich eine undankbare Aufgabe, die ihm da zufaellt - alle "losen Enden", die ihm Carla del Ponte in die Haende gibt innerhalb von 2 Jahren zu verknuepfen stellt doch eine beachtliche Herausforderung dar.

*) Wye ist uebrigens ein kleiner Ort in Kent oder ersatzweise auch ein amerikanischer Fachausdruck fuer eine bestimmte Form von Eisenbahnkreuzung. Wieder was gelernt, jaja...

2007/07/22

Tonight I'm gonna have myself a real good time...

FOTOOOOS vom Wochenende... das diesmal vergleichsweise wenig erholsam, dafür aber extremst lustig war.

Reichlich neue Leute kennengelernt, darunter auch die Freunde von Lili (großteils UNDP), mit denen wir nächste Woche zum Rafting fahren.
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nachdem einige Nachfragen gekommen sind, gibt's jetzt übrigens auf der rechten Seite eine Verlinkung zu einer ziemlich brauchbaren Landkarte von BiH.

2007/07/20

Run away from all your boredom

Bisher hab ich nicht gerade viel abgearbeitet auf meiner eh ziemlich bescheidenen Kurztrip-Wunschliste, welche die folgenden Punkte umfasst:

1) Belgrad
2) Banja Luka
3) kroatische Kueste (vorzugsweise Dubrovnik)
4) Priština
5) Rafting auf der Neretva
6) Mostar

Wirklich zufriedenstellend war bis jetzt eigentlich nur der Abend in Mostar; wahrscheinlich, weil ich dort im Gegensatz zu den anderen trips to the field ein paar Stunden fuer mich hatte, um rumzulaufen - und vielleicht auch weil ich eh schon mal dort war. Eventuell liegt's aber auch daran, dass Mostar derzeit eine ziemliche Touristenhoelle is. Als wir letzes Jahr gegen Ende Mai dort waren, hab ich naiverweise noch gedacht, wie nett es doch ist, dass in der Altstadt so viele Staende mit Souvenirs usw. aufgebaut wurden, wo doch praktisch keine Urlauber unterwegs sind. In Wirklichkeit haben all die Verkaeufer jedoch garnicht hoffnungsvoll auf die Leute, die vielleicht in einigen Jahren (wenn die weitverbreitete Ueberzeugung, dass "da unten eh noch immer Krieg is" endlich mal von der Wahrheit verdraengt wird) eintreffen, gewartet, sondern vielmehr auf die Scharen von Touristen, die schon wenige Wochen spaeter fuer einen Tagesausflug von der kroatischen Kueste herpendeln oder teilweise auch einige Tage lang bleiben. Orte, in denen die Preise auf der Speisekarte neben der einheimischen Waehrung auch in Euro angeschrieben werden, sind mir ja generell etwas unsympathisch (v.a. wenn der hochkomplizierte Rechenprozess darin besteht, den KM-Preis durch 2 zu dividieren)... die Altstadt und die Bruecke sind aber unveraendert sehr, sehr schoen.

Belgrad war eigentlich fuer dieses WoEnde geplant, muss jetzt aber erneut verschoben (und somit das schon gebuchte Hotel nervigerweise storniert) werden, da Kjetil heute am spaeten Nachmittag an einem Meeting teilnehmen soll und wir schon gegen 14:00 losfahren wollten, damit es sich einigermassen auszahlt. Zuerst haben wir ueberlegt, einfach naechste Woche zu fahren, dabei kommt uns aber ein gemeinsamer Trip einiger OSCE-Leute zum Rafting auf der Tara dazwischen, der vermutlich sogar noch besser wird als Rafting auf der Neretva, das ich mir auf Grund von Erzaehlungen diverser Leute schon seit langem ziemlich toll vorstelle und das angenehmerweise auch bei den anderen auf extrem positive Resonanz gestossen ist. Rafting ist bei konstanten Temperaturen ueber 35 Grad wohl auch angenehmer als eine Staedtereise...

Gestern fand im Haus eines Arbeitskollegen die Abschiedsparty fuer Antoanela, Deputy Director unseres Departments statt, da sie die Mission verlaesst, um in Genf fuer die UNO im Office of the High Commissioner for Human Rights zu arbeiten. Obwohl uns Una angekuendigt hatte, dass diese Parties meistens sehr lustig sind, waren wir doch ueberrascht, wieviel Spass wir dann tatsaechlich dort hatten - und welche Mengen an Alkohol dabei draufgegangen sind. Auf dieser Party, zu der VR netterweise gleich mit eingeladen wurde, da es ihr letzter Abend in Sarajevo war und ich sie nicht einfach versetzen wollte, wurde auch der Rafting-Trip vereinbart - organisiert wird das Ganze von Lili, einer huebschen, Zigarillos und Whiskey in abartigen Mengen zugeneigten, pokerspielenden Armenierin, die darueber hinaus Human Rights Officer im OSCE Field Office in Foča ist... interessante Leute, wie gesagt.
Heute ist es dementsprechend etwas ruhiger hier im Buero und einige tragen einen mehr oder weniger ausgepraegten Kater spazieren. Die naechste Party wartet aber schon: Am Montagabend feiert Master James himself seinen Geburtstag - oder, wie er es im Einladungsmail ausgedrueckt hat: "On Monday, time's winged chariot will swoop down from the sky and run me over another time. Call it nature's annual hit-and-run or the grave's yearly drive-by-shooting. So as I take another step towards decrepitude, I would like to invite you to come to my abode for drinks and snacks on this day of celebratory mourning. Things should kick off about 7 pm as both the temperatures and dangers of my further decomposition wane."
Sollte wieder ziemlich gut werden, denk ich - und bis dahin ist auch Una, die gestern ihre Weisheitszaehe rausoperiert bekam (und Kjetil und mir somit die Gelegenheit gibt, heute abend endlich mal in vegetarierfreier Runde Ćevapi im Banja Lučki zu essen, hehe) hoffentlich auch wieder mit dabei.

2007/07/19

Travel/Security Advisory

Please note that tonight, 19 July 07, a football match for the first qualifying round of the UEFA Cup between "FK Zrinjski" (Mostar) and "FK Partizan" (Belgrade) will take place in Mostar, starting at 20:00 hrs. This football match is regarded to carry an extremely high potential for violence.
According to the latest information organizers of the match expect 9000 supporters out of which app. 1000 are considered guest supporters (Partizan).
With the purpose of securing the event the police will deploy app. 1000 police officers.
Please take note that MOSTAR will be OFF LIMITS to OSCE Staff tonight, 19 July 07, from 1800h to 2330h in order to prevent our staff from getting injured or OSCE vehicles to get damaged.
Also any presence of OSCE vehicles in Mostar downtown is strictly forbidden tonight from 1800h until tomorrow morning.

pfff... Spielverderber! ;)
update

2007/07/17

snippets & gossip

I) Angesichts dessen, dass Kjetil der einzige Mann neben uns vier weiblichen Interns in unserem Department ist, scheint's vielleicht wenig verwunderlich, dass sie alle reihenweise a little crush on him entwickeln (ich aber natuerlich nicht - was soll ich auch mit einem zweiten Skandinavier, noch dazu einem blonden, wenn ich doch eh schon den allerbesten von der Sorte hab? ;) ). Er selbst nimmt das so weit ich merke garnicht wahr.
Yana ist ihm sowieso rettungslos verfallen, seit er gemeint hat, fuer ihn waers selbstverstaendlich, auch eine Weile daheim zu bleiben, wenn seine zukuenftige Frau und er irgendwann ein Kind bekaemen ("Oh, that's soooo progressive and soooo modern... I have to get visa for Noooorway, to look for a husband!!"). Gluecklicherweise war ich bei der Gelegenheit nicht dabei, denn auch wenn das natuerlich eine scherzhafte Bemerkung war, haette ich sicher wieder irgendwas Unpassendes ueber die gesellschaftlichen Strukturen in manchen neuen Mitgliedsstaaten der EU gesagt und dann bin ich wieder die boese-boese-Westeuropaeerin-aus-der-Hoelle, mit der man nicht zum Mittagessen gehn mag...
Ausserdem hat Una mir letztens noch ganz amuesiert erzaehlt, dass Claire gemeint hat, wenn sie nicht ihren Freund daheim haette, waere Kjetil perfekt fuer sie. So weit, so gut - am So. jedoch hab ich mich dann mit Kjetil und Una zum Mittagessen getroffen und hab zunaechst voellig ohne Hintergedanken festgestellt, dass Una sich wirklich huebsch hergerichtet hatte... Im weiteren Verlauf wurde dann aber durch diverse (teilweise unbewusste) Kleinigkeiten ziemlich klar, was dahinter steckt.
Nicht, dass es mir nicht eigentlich voellig wurscht waere, ob sie was von ihm will oder ob die beiden was miteinander haben - es geht eher um's Prinzip: wenn jetzt schon nette, harmlose Norweger anfangen wuerden, ihre langjaehrigen Freundinnen mit US-Amerikanerinnen mit schlechter Haut zu bescheissen, sobald sie sie zwei Wochen nicht sehen - dann gibt's ja wohl echt ueberhaupt keine Hoffnung mehr. Jedenfalls gut, dass wir unseren Trip nach Belgrad jetzt schon dieses WoEnde machen - nochmal eine Erfahrung wie Istanbul 2001 wuerde ich dann doch ziemlich verzichtbar finden...

II) Bijeljina gestern war sehr nett - Fotos gibt's in ein paar Tagen. Nachdem die Stadt sehr nahe an der Grenze liegt, fuehrte die Strasse eine Weile direkt an der Drina, dem Grenzfluss zwischen BiH und Serbien entlang. Unglaublich schoene Landschaft - aber leider nur verschwommene Fotos, nachdem wir ziemlich in Eile waren und ich daher nicht fragen wollte, ob wir kurz eine Fotopause fuer die kleine Touristin machen koennen.
Den ultimativen Hardcore-Moment gab's aber gleich beim Wegfahren, da unser OSCE-Auto mitten auf der riesigen Kreuzung direkt vor dem Office eingangen is... und zwar wirklich eingegangen, im Sinn von noch 1m ausrollen und das war's dann. Von allen Seiten sind hupende Autos mit quietschenden Bremsen auf uns zugerast und im selben Augenblick kamen im Radio die ersten Takte von Arcade Fire - Intervention (absolut grossartiges Lied! Absurderweise auch mein erster Gedanke in dieser Situation - just a sucker for good music, I guess) mit diesem wirklich lauten Orgeleinsatz direkt am Anfang. Ich muss zugeben, dass das doch einigermassen zach war, auch wenn's gluecklicher- und ueberraschenderweise keinen Unfall gegeben hat, da alle irgendwie ausweichen konnten.

III) Generell, Radio hier in BiH koennte mich glatt dazu bringen, meinen Totalboykott dieses Mediums nochmal zu ueberdenken: Alle Tracks werden immer ganz ausgespielt, kein nervtoetendes Gequatsche dazwischen (und wenn doch, wuerd ich's wenigstens nicht verstehn, hehe), nur kurze Nennungen von Interpret + Titel, ausser halt die Kurznachrichten einmal pro Stunde. Kein Verkehrsfunk-Gelaber, keine pseudolustigen Schmaehsendungen... nur Musik, und zwar gute. Auf welchem Sender in Oe. koennte man
- George Michael - Somebody To Love (live at the Freddie Mercury Tribute Concert, 1992)
- Oasis - It's Gettin' Better (Man!!)
- Robbie Williams - Angels (meine favourite Live-Version, noch dazu)
- The Rolling Stones - Start Me Up
innerhalb von ca. 20 Minuten hoeren?

IV) bisher am Strassenrand gesichtete markierte Mindenfelder: Ø;
bis letzten So. in Sarajevo angetroffene deutsche StaatsbuergerInnen: ebenfalls Ø (dafuer am So.Nachmittag dann gleich 2x... aber trotzdem: wieviele Orte gibt's noch auf diesem Planeten, wo man zur Hauptreisezeit zwei Wochen lang keine Deutschen trifft?! Das is eine definitive Reiseempfehlung...)

V) Somit entschwinde ich einigermassen ueberraschend (und mir ganz und garnicht in die Planung passend) bis morgen nach Mostar...

2007/07/15

"some things shouldn't be about politics... they should be about people"

Wieder zurück from the field - wir sind Do.Nachmittag nach Banja Luka losgefahren (über Travnik, also war ich dort auch mal wieder... am Rückweg tatsächlich persönlich nicht ganz unbedeutende Stellen im Vorbeifahren wiedererkannt und natürlich grinsen müssen) und haben dort in einem sehr netten Hotel an einem kleinen See übernachtet. Am Freitag ging's dann ins ca. 40 Min. entfernte Prijedor, wo wir uns mit VertreterInnen einer NGO (Association of Women from Prijedor - IZVOR) getroffen haben. Die Organisation versucht unter anderem, die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Justiz und Bevölkerung in Bezug auf die Strafverfolgung von Kriegsverbrechen zu fördern und zu verbessern, wobei die Fortschritte aber mangels Geld und Interesse auf Seiten der Institutionen nach wie vor sehr spärlich sind. Nachdem ich im Rahmen meiner Arbeit bei der OSCE den aktuellen Stand der Dinge in Bezug auf derartige Outreach-Massnahmen erfassen, sowie Verbesserungsvorschläge und anderswo erfolgreich angewendete Konzepte zusammentragen und auswerten soll, war dieser Bereich ihrer Tätigkeit der eigentliche Grund unseres Besuchs.
Der Hauptteil ihrer Arbeit besteht jedoch im Versuch, das Schicksal mehrerer tausend vermisster Personen aus der Gemeinde Prijedor zu klären, welche vermutlich in die nahegelegenen Gefangenenlager Omarska, Keraterm und Trnopolje gebracht und dort getötet wurden. Mehrere der Hauptverantwortlichen wurden inzwischen vor dem ICTY angeklagt/verurteilt, wobei gleichzeitig auch die Identität vieler weiterer Täter festgestellt und an die bosnische Justiz weitergegeben wurde. Gegen viele dieser ehemaligen Aufseher, Wachen,... liegen inzwischen formelle Anklagen vor; nichts desto trotz leben sie - sowohl auf Grund politischer Einflussnahme, als auch vor allem auf Grund der der Fülle an Anklagen nicht gewachsenen Strukturen - nach wie vor unbehelligt in ihren Häusern in Prijedor, sodass Überlebende oder Hinterbliebene von Opfern ihnen regelmäßig begegnen müssen - hierzu wurden unzählige, teilweise fast unglaubliche Beispiele genannt. Die NGO arbeitet daran, der serbischen Bevölkerung Prijedors die Geschehnisse in den Lagern bewusst und die Namen der Täter publik zu machen.
Manche der ehemaligen Lageraufseher sind heute in Institutionen tätig, welche eigentlich zur Unterstützung potentieller Zeugen von Kriegsverbrechen geschaffen wurden... wenig überraschend werden deren Leistungen kaum in Anspruch genommen. IZVOR versucht, (potentielle) Zeuginnen und Zeugen zu unterstützen, indem Transport/Begleitung zur Aussage vor Gericht, genaue Aufklärung über den Verlauf eines Verfahrens oder auch psychologische Betreuung angeboten werden. Die einen unermüdlich idealistischen Eindruck erweckenden MitarbeiterInnen der NGO sind sich im Klaren darüber, dass es nie möglich sein wird, gegen alle mutmaßlichen Täter, in deren Fall ausreichend Beweise für einen Prozess vorliegen (in ganz BiH ca. 13000 Personen) ein Verfahren zu eröffnen - ihr Ziel ist es, durch die konkrete Möglichkeit von Strafverfolgung und öffentliche Abgrenzung zumindest das Gefühl völliger Sicherheit dieser Personen ins Wanken zu bringen und dadurch eine Art von Ausgleich zu schaffen. Positiv überraschend fand ich darüber hinaus die mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen geäußerte Kritik an der muslimischen Gemeinde in Prijedor, welche deutlich machte, dass diese Menschen, welche großteils selbst unmittelbar zu Opfern geworden sind, und/oder zahlreiche Angehörige verloren haben, dennoch fähig sind, die Vorgänge objektiv zu beurteilen.
Reichlich interessante Informationen also, auch wenn nur ein Bruchteil davon für meinen Outreach-Bericht verwendet werden kann. Bin schon gespannt auf das Treffen mit dem Helsinki Committee for Human Rights der Republika Srpska am Mo. - auf diese Organisation bin ich im Zuge der Recherchen für eine Seminararbeit bereits vor einiger Zeit gestossen, wobei mein Bild nicht unbedingt ausschließlich positiv war.

Den Samstagvormittag hab ich dann mit einem ausgedehnten Streifzug über die Ferhadija (Fußgängerzone/Einkaufsstrasse in Sarajevo) verbracht, wobei ich angesichts der geradezu überwältigenden Unterstützung aus der Schatztruhe des "Freistaats" einiges an Büchern, CDs und Anziehzeugs gekauft hab... Am Nachmittag haben Una und ich die Quellen der Bosna in Ilidža, einer Vorstadt von Sarajevo, besucht - wobei ich aber zugeben muss, dass der "brav herumspazieren"-Teil zugunsten von "herumsitzen und tratschen" etwas vernachlässigt wurde... also keine Sorge, ich bin immer noch ich selbst.

Morgen treffen auch die ersten Besucherinnen ein: D und B schauen auf ihrem Balkantrip natürlich auch in Sarajevo vorbei und VR kommt jetzt auf Grund diverser unumgänglicher Planänderungen doch schon morgen statt am Wochenende her. Zwar etwas schlechtes Timing, nachdem ich ja am Mo. von frühmorgens bis in der Nacht in Bijeljina sein werde, aber irgendwie wird sich das schon ausgehn. Das eine oder andere Reminiszenz-Sarajevsko im City Pub sollte auf jeden Fall drinn sein...

>>> FOTOS gibt's auch wieder mal...