2007/07/02

Welcome to Sarajevo

Knappe 24h hier bis jetzt und das Sarajevsko Pivo schmeckt immer noch ausgezeichnet, die Čevapi im Banja Lučki ebenso. Die Stadt is im Grossen und Ganzen gleich geblieben und brachte mich beim ersten Rundgang in Baščaršija nach jedem zweiten Schritt zum Grinsen angesichts alkoholumwoelkter Erinnerungen an den vorigen Besuch. Das Parlament hat sich magischerweise von einer Ruine in einen Glasturm verwandelt, die Bibliothek is leider unveraendert - die extremst grindige Mijacka auch.
Die Leute sind nach wie vor auffallend nett, besonders mein neuer bester Freund Žiga, der mich im Auftrag der OSCE am Flughafen abgeholt hat. Nachdem er mich in mein dubioses Hostel gefahren hat, das ihm auf den ersten Blick nicht zusagte, hat er mich noch brav zu meinem Zimmer unterm Dach (read: Grundflaeche ca. 3,5m², Raumhoehe in der Mitte 1,5m) begleitet, das ich auch gleich auf den ersten Blick etwas schmuddelig fand. Žiga war allerdings dermassen schockiert, als er meine Zelle gesehn hat, dass er sofort meinte, er wuerde versuchen, im Hotel von Freunden seiner Familie ein Zimmer fuer mich zu bekommen. 2 Minuten spaeter, als ich die erste von ungefaehr 50 Kellerasseln, die die 3,5m² mit mir teilen wollten, entdeckt hab, war ich ihm ziemlich dankbar. Bin einige Stunden spaeter (nachdem ich vom Inhaber der Asselbude nach beiderseitig abwechselndem Sudern und Entschuldigen, sowie Bezahlung der kompletten ersten Nacht (+ deposit fee, der ja schon bei der Buchung faellig war) meinen Pass wiederbekommen hab) in ein wirklich nettes Hotel in Bjelave (das Viertel in dem Žigas Familie lebt und das seiner Auskunft nach heute zunehmend als "fein" gilt, weil dort die ganzen auslaendischen Vertretungen sind) uebersiedelt. Grosses, schoenes und sauberes(!) Einzelzimmer - dank meinem Freund, dem Fahrer (der sicher auch besseres zu tun gehabt haette, nachdem er schon off duty war und seine Frau jede Minute das zweite Kind erwartet) auch noch 10 Euro/Nacht billiger und somit leistbar - mit genialer Aussicht ueber die Stadt... das Hotel liegt naemlich auf einem ziemlich hohen und steilen Huegel noerdlich vom Stadtzentrum. Sollte ich mich dafuer entscheiden, das im obersten Stockwerk untergebrachte Appartment zu mieten (krieg ich heute Abend oder morgen vorgefuehrt), muss ich definitiv aufhoeren zu rauchen, nachdem ich gestern beim Raufgehn durch mein Gekeuche schon besorgte Blicke von Passanten auf mich gezogen hab. Dafuer sollte ich bis September den knackigsten Hintern zwischen Sarajevo und Wien haben.
Heute frueh bin ich dann brav ca. 20 Min. zu Fuss den Huegel runter zu den UNITIC Towers in die Arbeit gegangen - alles sehr ruhig und nett, bis auf eine um 8:00 frueh doch unerwartete, ziemlich grosse Menschenansammlung vor einem Gebaeude, das sich beim Naeherkommen als oesterreichische Botschaft herausstellte.
Beobachtete gewaltsame Konflikte bisher nur zwischen meinen sneakerverwoehnten Fuessen und den arbeitsbedingt neuerworbenen Maedchenschuhen - momentan humple ich ganz im Stil Aschenputtels boeser "ruckedigu, Blut ist im Schuh"-Stiefschwestern durch die Gegend... Dafuer gleich was gelernt: wenn dein Verkaeuferinnen-Gegenueber ausnahmsweise weder deutsch noch englisch spricht, und das Kroatisch-Woerterbuch sinnloserweise oben am Moerderhuegel liegt, ersatzweise einfach westlichen Markennamen einfuegen - in dem Fall "Hansaplast" - und gewuenschtes Produkt ohne weitere Schwierigkeiten um 30% billiger als selbst die optimistischste Schaetzung erwerben.
Die OSCE-Leute sind bisher alle wahnsinnig nett - hab bis jetzt ca. 3000 Formulare ausgefuellt, darunter eines, in dem ich erklaeren musste, wer im Fall meines Todes das Geld bekommt, das mir die OSCE eventuell (siehe anderes Formular) als Unterstuetzung ausbezahlt. Ich konnte bis zu vier Personen angeben und auch prozentuell aufteilen, wer wieviel bekommen soll... nett. Ausserdem gibts eine extrem coole Sicherheitskarte mit Foto (wie ueblich, dabei hab ich mich diesmal wirklich bemueht, nicht voellig entnervt auszusehen) + einen Chip zum Tueren oeffnen, den man ungefaehr alle 3 Meter braucht. Ueberhaupt ziemlich gefinkelt, das ganze Sicherheitszeugs hier: es gibt einen 12seitigen Guideline-Katalog "for your personal safety" fuer neue Mitarbeiter, der sich auch gleich direkt auf die brisantesten Sicherheitsrisiken konzentriert:

SECURITY ADVISORIES
Security Advisory on: Personal Security Measures


1 ALCOHOL
Mission members should limit alcohol consumption as intoxication makes individuals more vulnerable and less capable of handling potentially dangerous situations.


Ausserdem hab ich eine Einschulung in der Verwendung der fuer jeden Mitarbeiter obligaten Brandfluchthaube(!) bekommen (das Ding hat Atemluft fuer 15 Minuten, angeblich is man im Notfall nach 9 Min. ausm Gebaeude draussen... ich wuerd's vorziehn, das nicht auszutesten), wobei mir geraten wurde, das Ding irgendwo im Schreibtisch zu verstauen und dann zu vergessen - "und bloss nicht das Siegel auf der Verpackung kaputt machen, sonst kostet das 150 Euro" - ah ja. Am Dach unseres Turmes gibt's darueber hinaus fuer echte Hardcore-Notfaelle dieses huebsche Ding... 9/11 hat wohl alle ziemlich paranoid gemacht.

Ansonsten warte ich nach wie vor darauf, dass JR (aka Master Rodehaver, Head of Department der Human Rights Abteilung und mein Supervisor) mal kurz Zeit fuer mich hat, um mir zu erklaeren, was genau ich hier eigentlich machen soll. Bei der Vorstellungsrunde durch alle Bueros im Department wurde zumindest schon klar, dass ich tatsaechlich wie gehofft "on war crimes" arbeiten werde, was den Reaktionen nach das angesehenste der sieben Betaetigungsfelder im Department zu sein scheint.
Ausser mir arbeiten derzeit noch drei andere Interns hier (Bulgarien, UK, US), ein Norweger soll am Do. noch dazukommen. Heute Abend gibt's jedenfalls erstmal bulgarische baniza (angeblich sowas wie burek) bei Yana, wo ich auch gleichzeitig ein potentielles Zimmer besichtigen werde.

Fotos gibt's auch bald mal, versprochen...

1 comment:

Anonymous said...

wie hiess nur der hügel vor hanoi? ... und: i wonna be a iron girl!!!! ;-D))